Häufig gestellte Fragen

Wir haben uns vier Ziele gesetzt, die man natürlich weiterführen kann. Wir werden sie hier in der Kurzform für Sie erläutern:

1. CO2-Neutralität bei der Wärmeversorgung

2. Versorgungssicherheit und Preisstabilität

3. Regionale Wertschöpfung4. Modell- und Demonstrationscharakter des Vorhabens

Zu 1. Nahezu „klimaneutrale“ Wärmeversorgung der Liegenschaften im Bereich Meldorf-Nord. Die CO2-Emissionen werden dabei um über 80% reduziert. Dadurch istMeldorf auf sehr gutem Weg, die erforderlichen Klimaschutzziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen. Die Versorgung erfolgt über die Abwärme der Druckerei Evers Druck und der Biogasanlage RKM Naturgas und wird den Liegenschaften über ein Fernwärmenetz geliefert. Das besondere an der Abwärmenutzung ist der Umstand, dass die meiste Abwärmemenge der Druckerei imSommer anfällt, die Wärme aber im Winter benötigt wird. Aus diesem Grund wird die Abwärme in einem saisonalen Erdbeckenspeicher von rund 50 Tausend Kubikmeter Größe „zwischengelagert“. Vorgesehen ist es, in der ersten Ausbaustufe überwiegend große kommunale Gebäude an das Wärmenetz anzuschließen. In weiteren Ausbaustufen sollen zukünftig möglichst alle Gebäude in dem Versorgungsgebiet an das Wärmenetz angeschlossen werden. Für die Erweiterung der Wärmeproduktion ist Solarthermie vorgesehen. Die Solarkollektoren werden dabei auf dem Gelände des Wärmespeichers zwischen der Druckerei und der Biogasanlage errichtet.

Zu 2. Die Wärmeversorgung soll sicher und wirtschaftlich sein: Dadurch dass die Wärmeerzeugung sowohl über Abwärme, Biogaswärme und in besonderen Fällen auch über klassische Erdgaskessel erfolgt und Wärmenetze bis zu 50 Jahre lang halten hat das Versorgungsmodell eine hohe Versorgungssicherheit. Kostenstabilität wird durch den Energiemix aus Abwärme, Biogaswärme und zukünftig Solarthermie erreicht. Die Hauptkostenkomponente ist der Kapitaldienst für die Infrastruktur-Investitionen (Netz, Speicher, Erzeugung). Diese bleibt aufgrund der Förderung und der langfristigen Finanzierung nahezu konstant.

Zu 3. Regionale Wertschöpfung: Meldorf hat sich als Fairtrade- und Cittaslow-Stadt sowie als Partnergemeinde des Nationalpark Wattenmeer für eine möglichst nachhaltige und die regionale Wertschöpfung Entwicklung und Umgestaltung entschieden. Mit der Nutzung regionaler Wärme und der Einbindung regionaler Wärmeerzeuger soll auch dieses Projekt diesem Ziel entsprechen und zur Attraktivitätssteigerung des ländlichen Raumes beitragen.

Zu 4. Modell- + Demonstrationscharakter: Die sichere, wirtschaftliche und umweltschonende Wärmeversorgung ist ein Teil der Daseinsvorsorge, die auf kommunaler Ebene organisiert werden müssen. Der Saisonalspeicher-Ansatz soll beispielhaft für ländliche Gemeinden in Deutschland werden. Anstelle von Abwärme lässt sich das Vorhaben auch mit Solarthermie realisieren, wie viele dänische Gemeinden bereits sehr erfolgreich demonstrieren. Beispielhaft soll in Meldorf die Wärmespeicherung erprobt werden und damit andere Städte und Gemeinden inspirieren, ähnliche Versorgungssysteme zu realisieren.
Betrieben wird die Fernwärmeversorgung durch die kommunale WärmeInfrastruktur Meldorf GmbH & Co.KG, „WIMeG“, eine 100% Tochter der Stadt Meldorf.
Die WIMeG ist eine kommunale Gesellschaft. Als GmbH & Co.KG besteht jedoch dieMöglichkeit, dass sich auch Akteure an dem Unternehmen beteiligen können. Die „kommunale Dominanz“ ist seitens der Stadt und der Fördermittelgeber vorgesehen: 50% plus X muss der kommunale Anteil an der Gesellschaft mindestens sein. Beispielsweise ist vorgesehen, dass sich die Druckerei und die Biogasanlage als Komplementär an der Gesellschaft beteiligen können. Gleiches gilt für die Stadtwerke Meldorf bzw. die an den Stadtwerken Meldorf beteiligten Stadtwerke Heide. Denkbare wäre auch eine Beteiligung der Anschlussnehmer.
Niemand kann alles alleine, daher wird in dem Projekt bereits jetzt auch mit Institutionen und Unternehmen zusammengearbeitet die nicht nur aus Meldorf kommen. Genannt seien die FH Westküste, die Stadtwerke Heide und das SIZ Steinbeis Innovationszentrum energie+ aus Braunschweig.
Durch die Nutzung von Abwärme, Biogas und zukünftig Solarthermie werden gegenüber der „klassischen“, zumeist auf Erdgas basierenden Wärmeversorgung biszu 90% der CO2-Emissionen eingespart.
Die Finanzierungs- und Förderungsstruktur wurde so ausgelegt, dass der Wärmepreis auf dem Niveau der bestehenden Versorgung sein wird. Insbesondere die hohe Förderung sichert diesen Ansatz ab. Aufgrund der hohen CO2-Einsparung wird die Versorgung mittel- bis langfristig günstiger sein als eine Versorgung mit fossilen Energieträgern. Zudem besteht für die Anschlussnehmer wegen der aus der geringen CO2-Emission herrührenden Bewertung der Versorgung („Primärenergiefaktor“ ist gleich Null) der Vorteil bei anstehenden Gebäudesanierungsmaßnahmen günstige Kredite und Fördermittel zu erhalten.
Das Versorgungskonzept sieht vor, in mehreren Ausbau- und Erweiterungsschritten möglichst alle Gebäude im Versorgungsgebiet an das Fernwärmenetz anzuschließen. Auf der Erzeugungsseite ist vorgesehen, eine Freiflächen Solarthermieanlage schrittweise aufzubauen, die ebenfalls den Wärmespeicher nutzen wird. Auch der Einsatz weiterer Technologien wie Power to Heat oder Hochtemperaturwärmepumpen ist für eine Erweiterung grundsätzlich möglich.
Die Risiken bei der Errichtung und dem Betrieb einer Wärmeversorgungsgesellschaftliegen in folgenden Bereichen:

- Wärmeabsatz – verringert sich bspw. durch Sanierungsmaßnahmen an den Gebäuden. Dies könnte zu einer Umsatzeinbuße führen und damit die Wirtschaftlichkeit der Versorgung gefährden. Durch ein entsprechendes Preissystem aus Arbeits- und Grundpreis wird dieses Risiko gemildert. Dabei bildet der Arbeitspreis die variablen Kosten insbesondere für Energiebeschaffung ab. Der Arbeitspreis bezieht sich auf die genutzte und verkaufte Wärmemenge. Der Grundpreis wiederum bildet die fixen Kosten ab: Kapitaldienst und Betriebsführung. Der Grundpreis ist ein monatlich zu entrichtender Festpreis, er ist unabhängig vom Verbrauch.

- Rückgang der Abwärmemengen – Für den Fall des Rückgangs der Abwärmemengen – bspw. bei Produktionsänderungen oder -reduzierungen in der Druckerei – ist der Auf- und Ausbau einer Solarthermie-Freiflächenanlage auf dem Gelände des Speichers vorgesehen. Da die meiste Solarwärme – wie bei der Druckerei – im Sommer anfällt, ist der Saisonalspeicher auch für diese Option sinnvoll.

- Preisrisiken für die Kunden – Aufgrund der hohen CO2-Freiheit der Wärmeversorgung werden nur geringe CO2-Steuern auf die Wärmekosten entfallen, was diese Form der Versorgung auch langfristig günstiger machen wird als beispielsweise die Versorgung mit Erdgas.

- Finanzrisiken für die Stadt Meldorf – Als kommunales Unternehmen ist die Stadt Meldorf für in der unternehmerischen Verantwortung für den „Erfolg“ der WIMeG verantwortlich. Durch die Planung und die organisatorische Konzeption sowie die Erfahrungen der beteiligten Partner bei der Betriebsführung von Wärmenetzen werden mögliche Finanzrisiken „kleinstmöglich“ gehalten. Zudem gibt es vergleichbare Projekte, von deren Erfahrungen profitiert wird. Die hohe Förderung des Projektes reduziert zudem das Kapitaldienstrisiko sehr stark.
Zu den offensichtlichsten Risiken der Versorgung gehört der Rückgang der Abwärmemengen, bspw. bei Produktionsänderungen oder -reduzierungen in der Druckerei. Um dieser Möglichkeit vorzubeugen ist der Auf- und Ausbau einer Solarthermie-Freiflächenanlage auf dem Gelände des Speichers vorgesehen. Da die meiste Solarwärme – wie bei der Druckerei – im Sommer anfällt, ist der Saisonalspeicher auch für diese Option sinnvoll. Im schlimmsten Falle besteht auch die Möglichkeit, über die bestehenden Erdgaskesselanlagen die Wärmeversorgung im Notfall aufrecht zu erhalten.
Meldorf hat sich als Fairtrade- und Cittaslow-Stadt sowie als Partnergemeinde des Nationalpark Wattenmeer für eine möglichst nachhaltige und die regionale Wertschöpfung Entwicklung und Umgestaltung entschieden. Mit der Nutzung regionaler Wärme und der Einbindung regionaler Wärmeerzeuger soll auch dieses Projekt diesem Ziel entsprechen und zur Attraktivitätssteigerung des ländlichen Raumes beitragen.
Die Liegenschaftseigentümer, die sich an die Fernwärme anschließen erhalten einenFernwärmeanschluss. Angeschlossen können alle Gebäude, die sich in der Nähe derHauptleitung der Fernwärmeversorgung befinden. Der Anschluss beinhaltet die Hausanschlussleitung und eine Übergabestation. Die Hausanschlussleitung verläuft von der Haupttrasse zum Gebäude. Im Gebäude wird dann anstelle der Kesselanlage ein Übergabestation eingebaut, die die Wärme des Wärmenetzes an das Heizungssystem des Gebäudes überträgt. Gebäudeseitig ist es wichtig, einen sogenannten hydraulischen Abgleich vorzunehmen. Das bedeutet, dass das hausinterne Heizungssystem bestehend aus Leitungen und Heizkörper optimal eingestellt wird. Dazu werden bspw. die Thermostatventile speziell eingestellt, so dass bspw. jeder Raum im Gebäude die Wärmemenge erhält, die zur Beheizung benötigt wird. Auf diese Weise wird der Wärmeverbrauch des Gebäudes optimal gestaltet und der Verbrauch reduziert. Für das Wärmenetz bedeutet es, dass der Pumpenenergiebedarf für den Heizwassertransport minimiert wird und dass die Netzverluste deutlich reduziert wird.
Bisher wurden in Deutschland noch keine Saisonalspeicher als Erdbeckenspeicher indieser Größe errichtet. Daher war das Genehmigungsverfahren für dieses Vorhaben für alle Beteiligten Neuland. Angelehnt an Genehmigungen von Deponien und Bauwerken konnten aber alle notwendigen Fragestellungen zur vollsten Zufriedenheit der Behörden beantwortet werden.